Klaus Jürgen-Fischer

Karl Manfred Rennertz, geb. 1952 in Eschweiler/Rheinland, gehört zur Generation der Neuen Expressionisten in Deutschland. Er ist Plastiker im ursprünglichen Sinn des Bildhauers. Sein wichtigstes Material ist Holz, sind Baumstämme, die er mit der Kettensäge bis zur Größe von Monumenten bearbeitet. Ob menschliche Figuren, Köpfe, Masken oder pflanzenartige Gebilde – alles ist bei ihm aus dem Stamm entwickelt und auf dessen Rundung zurückbezogen. Die Naturwüchsigkeit des Baumes drückt sich in einer lebendigen Bewegtheit aufragender Formen bis zu geschlängelten und geschraubten „Serpentinata“-Windungen und in ihrem blättrigen Zuschnitt aus. Andererseits hat die schwere Massigkeit der Stämme ihre Entsprechung in der Kompaktheit und Geschlossenheit der Volumen.

„Expressionistisch“ sind die beinahe „gotischen“ Zuspitzungen der Umrisse, die Verzerrungen natürlicher Proportionen von Leibern oder Gesichtern, auch ihre rauhe Oberfläche und Bearbeitung mit fleckig verteilter Farbe und Brandspuren. Aber die Statuarik der standfesten Konstruktion und eine Beschränkung der Farbenskala vermeidet alles Exaltierte. Also ist Rennertz, genau besehen, kein „Neuer Wilder“, wie man die neueren deutschen Expressionisten genannt hat.

Die im Schlosspark von Vaudrémont aus Baumopfern des Sturms vom Jahresende 1999 gefertigten Skulpturen bedeuten eine neue Phase in seinem Werk. Mit einem Flammenwerfer gänzlich brandgeschwärzt, bildet das Halbrund von Masken und nach deren Prinzip rückwärtig ausgehöhlten Figuren bedrohliche Silhouetten. Andere Plastiken aber gleichen exotischen Kultobjekten und changieren, mit Blattgold belegt, in einem festlichen Licht. Den Schatten einer fiktiven Unterwelt antworten ein „Kristall“ oder eine goldene „Fähre“ im Widerschein eines imaginierten Paradies.