Das künstlerische Werk des gebürtigen Rheinländers Karl Manfred Rennertz zählt in mehrfacher Hinsicht zum Innovativsten, das man in der Region sehen kann. Ende der siebziger Jahre war er, obschon noch nicht 30 Jahre alt, einer der „Urväter der Kettensäge“, die es wagten, Skulpturen mit grobem und kunstfernen Gerät herzustellen. Ebenso selbstverständlich integrierte er die Malerei in die Holzskulptur, faßte sie als eigenständiges, nicht nur das plastische Volumen illustrierendes Medium auf. Auch die Generation der „Maler-Plastiker“ wuchs erst in den 80er Jahren heran. Ein glücklicher Umstand führte ihn auf den Spuren seines Lehrers Alfonso Hüppi nach Baden-Baden. Dort lebt Rennertz heute, ist als Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde junger Kunst auch eine bedeutende Vermittlerfigur der aktuellen Kunst.
Die Sammlung der Badischen Stahlwerke besitzt eine seiner raren frühen Figuren, die unmittelbar mit der Wahlheimat des Künstlers zu tun hat. Sie ist aus echtem Baden-Badener Holz geschnitzt – Erle aus den Rheinwäldern – und porträtiert eine Figur, die in der Kurstadt ebenfalls eine wichtige Rolle spielte. Fee Schlapper, Tochter des ehemaligen Oberbürgermeisters der Stadt und selbst eine bekannte Porträtfotografin, 1999 gestorben. In der Entstehungszeit der Skulptur stand sie dem Künstler wohl nicht Modell, war aber ständiger Gast im Atelier von Karl Manfred Rennertz. So war die zarte alte Dame als Gestalt sehr präsent im Bewusstsein des Künstlers, der sich gerade von der Porträthaftigkeit seiner Arbeiten zu verabschieden begann, aber noch nicht den „Rennertz-Schnitt“, wie er ihn selbst nennt, ausgebildet hatte, jenes kantige expressive Hineinfahren in die Figur bis an die Grenze der Standhaftigkeit. Seine „Fee Schlapper“ besitzt noch einen voluminösen Anflug von Schenkeln, selbst drei Rippen sind aufgemalt. Dennoch ist das expressive Bemühen eine herausragende Qualität der Skulptur. Die menschliche Figur erhält ihr Leben nicht aus der gewachsenen Statur, sondern ist sichtbares Ergebnis eines heftigen Gefechtes zwischen Kettensäge und Stamm. Der Rhythmus dieser Arbeit am Holz wird zum entscheidenden Kriterium der Skulptur. Die Anatomie bleibt eine Erinnerung, der „Geist“ dieser Gestalt aber lebt durch die abstrahierende Geste hindurch. Diesen Hauch der Verbindung zwischen naturnaher Körperhaftigkeit und bildhauerischer Handlung festzuhalten, ist die Meister-schaft des Bildhauers.