zu Eröffnung der Ausstellung „SägeWerk“ am 22.09.2012 im Kunstverein Werfen
Einen hoffentlich schönen und guten Abend wünsche ich dem kunstinteressierten Publikum hier im Kulturverein Werfen-Tenneck! Ich freue mich, den Künstler Karl Manfred Rennertz und seine Frau Susanne, beide sind aus Baden-Baden angereist, begrüßen zu dürfen.
Arbeiten von dem Künstler Rennertz findet man in so renommierten Museen, wie das Museum Centre Georges Pompidou in Paris, der Kunsthalle Bremen, dem Wilhelm-Lehmbruck-Museum, Duisburg, der Staatsgalerie Stuttgart, dem Kunstmuseum Düsseldorf, dem Kunstmuseum Wolfsburg, der Kunsthalle Mannheim, dem Museum Schwäbisch Hall oder der Japan Foundation in Tokio und bis zum 28. Oktober, hier in Werfen mit einigen, speziell für diesen Ausstellungsort geschaffenen Arbeiten!
Ich verspreche ihnen keine all zulange Eröffnungsrede und möchte mit einem Tagebucheintrag des Künstlers anläßlich einer Gruppenausstellung, der Hammerausstellung1979, in Basel beginnen. Rennertz notiert: Tinguely montiert, Luigenbühl schweißt, Max Bill poliert, Spoerri organisiert sein Grauen, Klauke installiert, Uecker nagelt, Hüppi hämmert, ich säge. Sägewerk ist der Titel dieser Ausstellung, dem Sägen ist der Künstler treu geblieben! Und wie er in den vergangenen 3 Jahrzehnten sägte: die große Römerin aus Pinie, ein großes Paar aus einem Tulpenbaum und Lindenholz, aus der Robinie das große Züricherpaar und aus dem Eichenstamm eine Baslerin. Rennertz sagt, wenn irgendwo ein Baum weg muß, stört, ein Baum mit Geschichte und Leben fällt, komme ich, säge und lasse das übrig, was eine Zeitlang – vielleicht – besser gehegt wird als die Pflanze, und doch uns beide zeigt. Ob eine Thuja, Eßkastanie, Ulme, Pappel, Robinie, Schwarzerle, Rotbuche, Lärche, Palme, Ahorn, ein Mammutbaum, Cheerholz, Iffe, Jamun, Iroko undsofort, der Bildhauer, der Sägemeister Karl Manfred Rennertz tritt in einen Dialog mit seinem Baum.
Behutsam bereitet sich der gebürtige Rheinländer, der seine Ausbildung nach dem Abitur an der renommierten Düsseldorfer Kunstakademie absolviert hat, auf den spontanen, konzentrierten Arbeitsprozeß vor, eine Verbindung mit seinem Baum entsteht! Gefährlich und lautstark frißt sich dann die Kettensäge durch den Stamm, das Holz riecht, hat seine eigene Spannung, Verdickungen, Härten – Vorsicht vor einer unkontrolliert zurückspringenden Säge – eine kleine Unaufmerksamkeit und die Skulptur ist zerstört oder man selbst schwer verletzt! Es entstehen Ecken und Kanten, Leerräume und Zwischenräume, lebendige Oberflächenstrukturen oder mit Feuer verkohlte Oberflächen, welche das Licht im wahrsten Sinn des Wortes verschlucken. Rennertz verwendet auch Farbe, meistens Weiß, Schwarz, Rot und Blau und steigert dadurch die Expressivität der Objekte. Rennertz ist kein Behübscher, selbst vergoldete Arbeiten haben etwas rohes und zugleich archaisches. Man denkt an Rituale alter Kulturen, Stammeskunst wo ebenfalls Holz als Werkstoff, Feuer und Erdfarben verwendet werden, und das rund um den Globus in allen Kulturen! Die Skulptur, das Objekt spricht dem Menschen, dem Menschen als Künstler und den Menschen als Betrachter. Oder wie es Peter Beye sagt, dass eine stark ausgeprägte Polarität zwischen emotionaler Direktheit und intellektueller Distanz bestimmend ist für nahezu alle Werke des Künstlers!
Diesen puren Gestaltungswillen und seine Umsetzung, ein Säge- oder Feuerritual, kann man doch öfters miterleben, wenn Karl Manfred Rennertz vor Publikum an öffentlichen Plätzen arbeitet! Wofgang Zemter, Museumsdirektor in Witten, meint sinngemäß, dass im Schöpfungsprozess, im Entstehen, Elementares freigesetzt wird: Urgewalt – auch weil der Künstler seine gesamte Körperkraft einsetzt und wir mit einer Momumentalität konfrontiert werden, die von Innen kommt!
Betrachten, begreifen sie die Arbeiten in ihren Bezügen untereinander, zum Raum und zum Menschen.